Der Begriff Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde und wird immer öfter verwendet. Er taucht meist dann auf, wenn es um gesellschaftlichen Wandel geht.

Sei es hin zur Elektromobilität, erneuerbaren Energien, einer energetischen Sanierung von Gebäuden, pflanzliche Ernährung, fairer und regionaler Produkte oder menschenrechtskonforme Arbeitsbedingungen. Wenn es nach dem Willen der Bevölkerung und Industrie geht, dann soll alles möglichst „nachhaltig“ sein, oer zumindest in irgendeiner Weise diesen Titel tragen.

Doch was bedeutet der Begriff eigentlich wirklich und nutzen wir den Begriff tatsächlich richtig?

Wie bereits beschrieben, kann sich wohl jeder mit dem Ziel einer nachhaltigen Zukunft zufriedengeben.
Die wenigsten Menschen werden sich als entschiedene Gegner eine ressourcensparenden und fairen Handelspolitik sehen. Doch um die Zukunft tatsächlich auf lange Zeit nachhaltig zu gestalten, muss es ein einheitliches Verständnis für den Begriff Nachhaltigkeit geben. Eine Definition, die beschreibt, was damit eigentlich gemeint ist. Schon vor vielen Jahrzehnten haben sich die Menschen mit nachhaltigem Verhalten beschäftigt und definiert, was darunter zu verstehen ist.

 

Carl von Carlowitz

Seinen Ursprung findet das Wort im 17. Jahrhundert. Der Freiberger Carl von Carlowitz (Oberberghauptmann) beschäftigte sich berufsbedingt mit der Waldwirtschaft und der Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes. In seinem Wald durften nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie sie in einer bestimmten Zeit nachwachsen konnten. In diesem Zusammenhang sprach man auch von der „klugen Art der Waldbewirtschaftung“.
Mithilfe des nachhaltigen Modells wollte Carl von Carlowitz sicherstellen, dass ein regeneratives geschlossenes Kreislaufsystem auf Dauer erhalten bleibt.

 

Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen

Eine weitere, heute immer wieder herangezogene Definition, entstand 1987 mit dem Brundtland-Bericht („Our Common Future“). In diesem war festgeschrieben, dass eine dauerhafte Entwicklung eine Entwicklung sein muss, die zukünftige Bedürfnisse befriedigt, ohne dabei die Bedürfnisse folgender Generationen zu gefährden.
Im Gegensatz zu von Carlowitz aufgestellten Definition, steht hier der globale Gedanke im Vordergrund.

Weil die Wohlstandsschere zwischen dem Süden und dem Norden immer weiter gespreizt wurde, sollte diese Kluft auf Dauer abgebaut werden. Diese Kluft besteht bis heute und sie wird häufig mit der 80 zu 20 Gleichung beschrieben. Während 20 Prozent der Weltbevölkerung der Umwelt schaden, müssen die restlichen 80 Prozent der Weltbevölkerung die Folgen unverschuldet ausbaden.

Die Bundtland-Berichte sind das Ergebnis von vieren Jahren Arbeit der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen. Die Veröffentlichung des Berichtes markiert den Beginn eines weltweiten Diskurses zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“. In zahlreiche Sprachen übersetzt gilt der Bericht bis heute als der am häufigsten zitierten Bericht in der Entwicklungs- und Umweltliteratur.

Die Nachhaltige Entwicklung wird in dem Werk wie folgt definiert:

Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Kern dieses Definitionsansatzes ist ein grundsätzliches Verständnis für eine globales, ethisches und anthropozentrisches Weltbild.
Ziel ist nicht nur die Gerechtigkeit innerhalb der bestehenden Generationen, sondern auch in Bezug auf folgende Generationen. Die Natur gilt dabei als untrennbare Umgebung des Menschen, die es zu schützen gilt.

Sozial, ökologisch, ökonomisch

Grundsätzlich lässt sich das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in die soziale, ökologische und ökonomische Dimension unterteilen.

Nachhaltigkeit Aspekte
Bild: Johann Dréo; derivative work: Sebastian Wallroth (talk), CC BY-SA 3.0, Link

Aufgabe von Politik und Gesellschaft ist es, die Gewichtung der einzelnen Dimensionen festzulegen und zu bestimmen. Betrachtete man etwa die soziale Dimension, steht die Gerechtigkeit der Verteilung im Vordergrund. Gemeint ist hier der Zugang zu Ressourcen und den damit verbundenen Chancen in den einzelnen Ländern und Gesellschaften, aber auch zwischen den unterschiedlichen Ländern. Auf der einen Seite die reichen Industrieländer und auf der anderen Seite verarmte Entwicklungsländer, die von mangelnder Bildung, Krieg und Hunger gebeutelt sind.
Ebenfalls die Frage nach einer gerechten Lebenswelt für Frauen und Männer und das damit verbundene Verhältnis der Geschlechter ist hier involviert.

Währenddessen fokussiert sich die ökonomische Dimension auf das Kapital und die Erträge, die aus der Nutzung der Ressourcen hervorgehen. Im Zentrum steht hier eine langfristige und keine kurz- oder mittelfristige Sichtweise.

Im Bereich der ökologischen Dimension werden die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen und die damit verbundenen Werte der Natur beleuchtet. Das stärkt vor allem das Bewusstsein, dass alleine aus wirtschaftlichen Gründen ressourcensparend mit der Umwelt umgegangen werden muss.

Wichtig: Dieses Modell stammt aus den früher 90er Jahren. Es ist damit veraltet und die Bedeutung von Nachhaltigkeit ist heute anders belegt. Dennoch ist das Modell nicht obsolet.

Solar Panel
Bild: Solar- und Windkraftanlagen sind typische Symbole für nachhaltige Energiegewinnung.

 

Nachhaltige Kunststoffkreisläufe

Wenn es um eine ressourcenschonende und ressourceneffiziente Zukunft geht, spielen petro- und naturbasierte Biokunststoffe eine entscheidende Rolle. Dank ihnen können wichtige natürliche Ressourcen gespart werden, gal ob beim Bau von Gebäuden oder neuen Fahrzeugen

Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Kunststoffe eher Innovationstreiber oder Umweltsünder sind. Die zunehmende Vermüllung unserer Erde beschäftigt viele Menschen.  Von den 2017 in Deutschland angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen wurden gerade mal 810.000 Tonnen wiederverwertet. Das entspricht einer Quote von 15,6 Prozent. 2018 wurden in der EU für Essen und Getränke mehr als 1,13 Billionen Verpackungen verwendet. Das wichtigste Verpackungsmaterial: Plastik. Zwischen den Jahren 1950 und 2015 wurden weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Das entspricht mehr als einer Tonne pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Den allergrößten Teil machen Einwegprodukte und Verpackungen aus. Nicht einmal zehn Prozent des jemals produzierten Kunststoffes sind recycelt worden (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung).

Als Folge darauf hat die EU-Kommission Ende 2018 eine Plastikstrategie auf den Weg gebracht. Ziel ist die Produktion von weniger Abfall und deutlich mehr Recycling. Nach den Vorstellungen der Industrie und Politik soll die Aufbereitung von Plastik in der Zukunft ähnlich leicht vonstattengehen wie die Aufbereitung von Papier oder Glas. Mithilfe neuer Sortieranlagen soll es zukünftig möglich sein, Kunststoffe mit Lasertechnologie sortenrein zu filtern, sodass das Material verlustlos wieder neu verarbeitet werden kann. Bislang bleibt dieser Plan jedoch eine vage und aussichtslose Vision: obwohl die Sortieranlagen tatsächlich langsam besser und genauer werden, steigt im Gegenzug die Vielfalt und Komplexität der Kunst- und Verbundstoffe massiv an. Die Effizienz der Sortierung und Wiederverwendung sinkt.

Auch andere Innovationen können einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten. So produziert eine kleine Firma in Emmerich am Rhein beispielsweise schon seit fast 30 Jahren kompostierbare Biokunststoffe. Weil das Bundesumweltministerium in ihren 5-Punkte-Plan den Biokunststoffen jedoch ein schlechtes Zeugnis ausstellt, hat es die Branche schwer, Gehör zu finden. Das Bundesministerium argumentiert damit, dass die Produkte dazu führen können, dass Menschen sorglos mit dem Material umgehen und beispielsweise Tüten aus biologisch abbaubarem Material wild und überall entsorgen.

 

Faktencheck und Fazit

Eine nachhaltige Entwicklung ist mittlerweile nicht nur in der Politik angekommen, sondern auch in unserer Gesellschaft. Der CO2-Emissionshandel und die Energiewende sind nur zwei Beweise dafür.

Der Umsatz von pflanzlichen Lebensmitteln, fair gehandelten und biologisch nachhaltigen Produkten steigt rasant an. Auch im Bereich von Sanierung und Bau wird auf ressourcenschonende Materialien und Energielieferanten wie Solarpaneelen gesetzt. Das sind erfreuliche Entwicklungen. Experten und Klimaforscher sagen jedoch, dass dies bei Weitem nicht ausreicht, um den immer stärker voranschreitenden Klimawandel aufzuhalten. Sie fordern daher eine grundsätzliche und radikale nachhaltige Neuausrichtung des gesamten Wirtschaftssystems sowie einen Wandel in der Gesellschaft.

Klar ist eins: es gibt nur diese eine Erde. Zerstören wir diese weiter, zerstören wir unsere Zukunft und die folgenden Generationen.
Möglichkeiten und Wege das Ruder herumzureißen gibt es viele. Wir müssen sie nur nutzen und gehen.