Die Molkerei Berchtesgadener Land hat einen Innovationsspreis für eine neue Mehrweg-Abfüllanlage erhalten.

Die Umwelthilfe und die Stiftung Mehrweg (dahinter stehen große Glashersteller) haben die Auszeichnung vergeben.

Die Molkerei hat eine der weltweit modernsten und bezüglich Wasser- und Reinigungsbedarf sparsamsten Mehrweg-Abfüllanlagen in Betrieb genommen. Zudem wurde durch die moderne Technik die Abfüllkapazität verdoppelt.

Die Anlage spare darüber hinaus CO2, Spülmittel, Lauge und erhöhe die Produktivität. Sie sei damit ein wichtiger Baustein im Nachhaltigkeitsmanagement der Molkerei, so ein Unternehmenssprecher.

Bekannt sind die Milchflaschen vor allem aus den verschiedenen Biomärkten.

Aber: Tierische Produkte sind enorm ressourcenintensiv.
Jedes Jahr werden 32,5 Mio. t Milch in Deutschland produziert (Statista). Dafür werden mehr als 19,8 Mrd. Liter Wasser verbraucht, das entspricht knapp der 7-fachen Wassermenge des zweitgrößten deutschen Sees (Starnberger See).

Westliche Industriestaaten müssten mindestens 60% weniger Kuhmilch (und 90% weniger Rindfleisch) konsumieren, um einen Klimakollaps noch zu vermeiden, rechnet die University Oxford vor. In Deutschland gehen 7-10% CO2-Ausstoß auf das Konto der Milchwirtschaft.

Trotz der offensichtlich katastrophalen Klimabilanz von Milch wird nun ein Innovationspreis an eine Molkerei – die Berchtesgadener Land Molkerei – vergeben; und das ausgerechnet von der Umwelthilfe.

Wir sind zwar große Fans von Mehrwegsystemen, denn diese sind ressourcenschonend und unabdingbar bei der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft; bei einer Molkerei allerdings aufgrund einer Mehrweg-Abfüllstation von Nachhaltigkeit zu sprechen und dafür einen Preis zu vergeben, ist für uns eine Farce.

Diese stark auf Wirtschaft und Image ausgerichtete Handlungsweise führt wohl kaum zu einer Verringerung des ökologischen Fußabdruckes einer Molkerei und dementsprechend auch nicht zur Verbesserung unseres Klimas. Denn die Produktion eines Liters Milch wird weiterhin ca. 628 Liter Wasser verbrauchen, selbst wenn die Abfüllanlage an sich wassersparend ist.

Für ein Gesamturteil ist aber auch wichtig:

Die Molkerei zahlt an ihre Bauern die deutschlandweit höchsten Preise für die Milch.
Seit 2017 kann nur Milchlieferant der Genossenschaft sein, wer kein Glyphosat einsetzt. Die Molkerei verarbeitet seit 2010 ausschließlich Milch von gentechnikfrei gefütterten Kühen. In Süddeutschland vermarktet die Molkerei mehr als 80% der Flaschenprodukte.
Das sind bei Verbraucher:innen sehr begehrte Produkte, die ziemlich als erste Glas bei Molkereiprodukten überhaupt erst marktfähig gemacht haben.

Fazit: Wir sind erstaunt, wie wenig nachhaltig ein Innovationspreis sein kann. Die Produktion von Milch und Milchprodukten bleibt einer der Top Klimakiller. Erst wenn wir aufhören, klimafeindliche Industrien – so vorbildhaft und „nachhaltig“ ihre Unternehmen auch erscheinen mögen – zu subventionieren und zu unterstützen, wird der nötige radikale Richtungswechsel in Sachen Klimaschutz gelingen.