Die deutsche Kunstoffindustrie spricht von einer Verwertungsquote von ca. 99%.

Das bedeutet aber nur, dass 99% des Plastikmülls nicht unkontrolliert in der (deutschen) Umwelt landet. Mehr als die Hälfte wird verbrannt (wobei man fragen könnte, ob das dann nicht auch eine Form des Einbringens in die Umwelt ist), der Rest wird „recycelt“.

Unserer Ansicht nach ist Verwertung nicht der richtige Begriff für das, was tatsächlich hier passiert. Er wird deswegen verwendet, da die Plastikverbrennung auch der Energiegewinnung dient.

Die Industrie spricht von einer Recyclingquote von ca. 45%.

Dies bedeutet aber nur, dass ca. 45% des Plastikmülls mit mindestens einem Zwischenschritt weiterverarbeitet werden; völlig unabhängig davon, was am Ende dabei herauskommt. Wird Müll also bei einem weiterverarbeitenden Unternehmen eingeliefert, gilt er als Teil der Recyclingquote.

Auch von diesem Plastikmüll wird erneut sehr viel verbrannt, und große Mengen werden ins Ausland verbracht (Kunststoffabfälle gelten international als „Wirtschaftsgüter“ die frei gehandelt werden dürfen).

Nur 15% des Plastikmülls werden tatsächlich wiederverwendet.

Das stellt man sich jedoch anders vor, als es tatsächlich ist: Die Kunststoffabfälle werden stark zerkleinert, gewaschen, eingeschmolzen und erneut granuliert. Die Industrie nennt das Ergebnis Sekundärrohstoff, oder Rezyklat.

Granulat Rezyklat

Diese Kunststoffe sind aber von vergleichsweise geringer Qualität, nur etwa die Hälfte von ihnen kann technisch mit neuem (reinen) Plastik verglichen werden (daher sind sie in der Plastikindustrie nicht beliebt). Da auch bislang gewöhnlich nicht garantiert werden kann, dass keine Giftstoffe in den Rezyklaten enthalten sind, dürfen sie derzeit nicht für neue Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden (Ggf. gibt es Ausnahmen, uns sind aber keine bekannt). Daher wandert der Großteil in die Baustoffindustrie oder anderweitige Verpackungen.

 

Fazit: Teuer, ineffizient und nicht richtungsweisend

Nur sehr wenige Prozent unseres Plastikmülls, den wir Verbraucher*innen jeden Tag fleißig sammeln und für den Politik und Wirtschaft eine gigantische und teure Recycling- und Serviceindustrie aufgebaut haben, werden tatsächlich so wiederverwendet, wie wir uns das eigentlich vorstellen würden.

Die Recycling-Zahlen sind – selbst wenn sie sich noch deutlich steigern ließen – so gering und die entgegenstehenden Kosten und Umweltschäden so enorm, dass man selbst innerhalb eines kurzen Artikels wie diesem zu dem Schluss kommen muss: Das System Recycling in seiner jetzigen Form ist gescheitert und stellt keinen Zukunftsweg dar.

Daher bleibt im Grunde derzeit nur eine Empfehlung: Nicht-abbaubare Kunststoffe vermeiden.

(Datenquellen: Heinrich-Böll-Stiftung, FAZ, BMU; Zahlen der Abfallwirtschaft überwiegend aus 2017 und 2018)