330.000 Tonnen Mikroplastik <5mm werden schätzungsweise pro Jahr in Deutschland in die Umwelt freigesetzt; das allein sind mehr als 2% des in Deutschland gegenwärtig produzierten Plastiks pro Jahr. Und eine riesige Menge.

Diese Zahlen lassen sich aber kaum miteinander vergleichen und sie hängen unmittelbar nicht zusammen: Denn die langfristige Entstehung des Mikroplastiks verteilt sich vermutlich auf bis zu 600 Jahre und mehr (Plastikflaschen und Windeln bspw. statistisch bis zu 450 Jahre). Eine Einordnung in die Jahresproduktion hilft daher kaum.

Mit Zerfall ist nicht der biologische Abbau gemeint: Bei der Zerkleinerung von größeren Kunststoffteilen zu Mikroplastik zerfallen Kunststoffteile häufig durch mechanische Einwirkungen (besonders im Meer oder in der Mechanik) in immer kleiner werdende Partikel (Nanoplastik). Die Entstehung von Mikroplastik wird also rasant zunehmen; selbst wenn ab sofort gar keine nicht-abbaubaren Kunststoffe mehr produziert würden. Studien dazu gibt es nur wenige; denn alles, was kleiner als 0,3mm ist, lässt sich heute schwer bis gar nicht messen oder zählen. Die Gefahren sind also weiterhin da; wir sehen sie aber nicht mehr.

In der Öffentlichkeit werden meistens Kosmetikprodukte (ca. 1.570 Tonnen Mikroplastik pro Jahr, ca. 0,5% der Gesamtmenge) und Waschmittel (ca. 380t, ca. 0,12%) mit der Mikroplastik-Verschmutzung assoziiert; selten wird auch über Sport- und Spielplätze (ca. 10.800t, ca. 3,3%) oder Wäsche/Textilien (ca. 6.300t, ca. 1,9%) diskutiert. Hier werden auch die meisten Forderungen von Umweltverbänden, Politik und Verbraucher*innen gestellt.

 

Kosmetik Mikroplastik
Symbolfoto: In Kosmetikartikeln wie Duschgel, Shampoo, Seife, Creme, Peeling und Lotion setzen viele Hersteller Mikroplastik ein.

 

Die wahren größten Verursacher

Die mit Abstand größten Quellen für Mikroplastik sind mit mehr als 36% geschätztem Anteil der Reifen- und Asphaltabrieb von Fahrzeugen (ca. 119.000 Tonnen) sowie die Abfallentsorgung (ca. 25.000t, ca. 7,5%).

So offensichtlich diese Quellen auch sein mögen: So schwer sind sie zu vermeiden oder zu verändern.
Es ist derzeit kein sinnvoller Ersatz für Autoreifen oder Asphalt bekannt; außer deren Vermeidung.

Es gibt Ideen, wie der Abrieb wenigstens aufgefangen werden kann, dazu gehören bspw. die Optimierung und Intensivierung der Straßenreinigung, bessere Rückhaltesysteme, verbesserte Niederschlagsklärung, und andere. Bei der Abfallentsorgung kommt vor allem zum Tragen, dass nicht-abbaubares Plastik in die Kompostierung gelangt, bzw. gelangt ist.

Reifen Asphalt Mikroplastik

 

Wir stehen erst am Anfang der Mikroplastik-Problematik

Mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik wurden seit Beginn der Produktion weltweit produziert; fast 80% davon sind bisher auf Deponien gelandet, schätzt ein Forscherteam der Universität of California (Quelle: biooekonomie.de). Das heißt: Es ist zwar wichtig, was wir heute tun und vermeiden können; aber schon jetzt stehen wir vor dem voraussichtlich irreversiblen Scherbenhaufen dessen, was wir in der Vergangenheit schon getan haben.

Daher: Vermeiden, wo es geht.
Alles andere hat sich bislang als nicht erfolgreich erwiesen.

Die Studie des Fraunhofer-Instituts, aus der auch die Zahlen dieses Artikels stammen, gibt es hier.

Wichtig ist auch, dass alle Studien zu diesem Thema auf schwer messbaren Annahmen und Schätzungen basieren.
Andere Studien kommen auch zu anderen Ergebnissen, allerdings immer mit dem gleichen verheerenden Ergebnis.
Eine alternative französische Studie über Mikroplastik in den Ozeanen aus dem Jahr 2017 findet sich hier.

Eine interessante Themenseite mit vielen weiteren Informationen gibt es bei Mikroplastik.de.