Bild: Spielberger

Der Familien- und Traditionsbetrieb Spielberger Mühle betreibt seit 1959 Demeter-Anbau.
Im Jahr 2016 begann dann die Umstellung von Plastik- auf Papierverpackungen.

Heute bestehen 2/3 der Verpackungen von Spielberger aus 100% Papier, das zu 100% im Altpapier recycelbar ist.

Im Interview mit Volkmar Spielberger, der die Mühle seit 32 Jahren leitet, berichtet er uns von dieser Umstellung.

 

Nachhaltige Papierverpackung

Für Volkmar Spielberger ist die cellulosebasierte Verpackung aufgrund des guten Altpapier-Recyclingsystems und der höchsten Recyclingquote die ökologisch sinnvollste Alternative zu Plastik. Denn auch pflanzenbasierte Verpackungen z.B. aus Maisstärke sind wenig sinnvoll, weil sie in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen und mit den bisherigen Anlagen der Entsorger nicht kompostiert werden können.

Problematisch beim Altpapier-Recycling sind jedoch mineralölbasierte Farbstoffe, zum Beispiel aus Zeitungen, in die das Papier getränkt wird und die eine Wiederverwendung für den Lebensmittelbereich unmöglich machen, da MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) sofort im Lebensmittel migrieren. Deshalb sind bei Papierverpackungen Frischfasern nötig, was Spielberger für ökologisch fragwürdig hält, da die Produktion von Frischfasern mit Rodung von Wald verbunden ist, der dann für den weltweiten CO2-Abbau fehlt. Durch die schädlichen Mineralöl-Verbindungen MOSH und MOAH in Recyclingpapier kann und darf für Lebensmittelverpackungen aber nur Frischfaserpapier verwendet werden.

Um den Papierkreislauf zu schließen, wird jedes Jahr das Pflanzen von Bäumen in ungefähr dem Umfang finanziert, der dem Papierverbrauch der Spielberger-Verpackungen entspricht. Dies sind ca. 7.000 Bäume pro Jahr. Hier wird mit dem Bergwaldprojekt e.V. zusammengearbeitet. Zur Erhöhung der Recyclingfähigkeit werden für die Papierverpackungen wasserlösliche Farbstoffe auf Basis natürlicher Pigmente verwendet.
Die Verwendung von Papierverpackungen ist an Voraussetzungen gebunden. Die Umstellung geht bei Spielberger zwar mit weniger Barrieren einher, weil das Sortiment nur aus Trockenprodukten besteht, dennoch gibt es auch hier einige Herausforderungen.

 

Herausforderung: Siegelfähigkeit

Allgemein werden Produkte wie zum Beispiel Nudeln in sogenannten Schlauchbeuteln verpackt. Damit die Produktqualität nicht leidet, müssen diese siegelfähig verschlossen werden. Herkömmliche Schlauchbeutelmaschinen verwenden mineralölbasierte Plastik-Schlauchbeutel, weil diese besonders siegelfähig sind. Auch Ersatzfolien enthalten deshalb meist mindestens 5 bis 15% mineralölbasierte Zusatzstoffe. Spielberger verwendet für die Papierverpackung jedoch nur einen punktuellen Siegellack (Hotmelt = Heißleim), der vor dem Versiegeln aufgetragen wird. Der Anteil von Mineralöl liegt deshalb nur noch im Promillebereich.

 

Spielberger Schlauchbeutel
Schlauchbeutel für Nudeln aus Papier (Quelle: Spielberger)

 

Herausforderung: Fette

In seinem Sortiment führt Spielberger auch Saaten wie z.B. Sonnenblumenkerne, Sesam oder Kürbiskerne. Aufgrund des natürlichen Fettgehalts würden bei einer herkömmlichen Papierverpackung nach vier Wochen Fettflecken zu sehen sein. Dies ist für Verbraucher*innen wenig attraktiv und beeinträchtigt das Kaufverhalten. Um ein Austreten von Fetten zu verhindern, verwendet Spielberger sogenanntes Pergaminpapier, ein Papier, das besonders fein gemahlen und mit hohem Druck gepresst wird, bis es fettdicht ist. Auch die Plastik-Sichtfenster wurden durch Pergaminbeutel in Kombination mit der normalen Papierverpackung ersetzt (siehe Abbildung).

Spielberger Verapckung Papier
Papierverpackung in Kombination mit Pergaminpapier (Quelle: Spielberger)

 

Herausforderung: hygroskopische Produkte wie Cerealien

Hygroskopische Produkte wie Cerealien nehmen die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf. Dies wirkt sich nachteilig auf die Produktqualität aus. Deshalb sind diese Produkte teilweise noch in herkömmlichem Plastik verpackt. Um dem zu begegnen, kooperiert Spielberger seit ca. einem Jahr mit einer schwedischen Papierfabrik, um gemeinsam nach einer Lösung für eine papierbasierte Verpackung von Cerealien zu suchen.

 

Herausforderung: ökonomische Aspekte

Volkmar Spielberger gibt auf Nachfrage zu bedenken, dass sich eine Umstellung auf Papier eigentlich unter rein ökonomischen Gesichtspunkten nicht rechnet und ein Unternehmen sich dies leisten können muss. So kosten Plastikbeutel in der Produktion im Schnitt 2,2 Cent, Papierbeutel hingegen 8 bis 8,5 Cent. Kund*innen von Spielberger-Produkten sind jedoch bereit einen höheren Preis zu zahlen.

 

Zukunft: Mehrweg Transportverpackungen

Bisher werden Spielberger Produkte an die Händler*innen in Kartons ausgeliefert, die zusätzlich mit Stretchfolie gesichert werden. Da es sich hier um ein Einweg-Produkt handelt, möchte Spielberger auf ein Mehrweg-System setzen. Dazu wird derzeit gemeinsam mit IFCO, einem Anbieter von Mehrwegbehältern, ein stapelbares Kisten-Konzept getestet, ähnlich wie bei Getränkekisten.

Wir denken, dass Spielberger in vielen Dingen einen konsequent lösungsorientierten Ansatz bei der Verwendung von Papierverpackungen verfolgt und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen bei Spielberger, die wir verfolgen.

Wir bedanken uns bei Volkmar Spielberger für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Spielberger Mühle