Konsument*innen haben nur bedingt Einfluss auf die Reduzierung von Plastikabfällen im Bereich von Textilien.

Veränderungen müssen von Industrie und Handel vorgenommen werden, beispielsweise durch die Optimierung der Lieferlogistik, die Verwendung alternativer Kunststoffe, Mehrwegverpackungen oder die eigene Sortimentsgestaltung.

Zu diesem bisherigen Ergebnis kommt das umfangreiche Forschungsprojekt „Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale“ (VerPlaPoS) für den Projektteil Textilien.
Das im Juli 2019 veröffentlichte Diskussionspapier sowie die Ergebnisse dienen als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten im Projekt.

im Folgenden haben wir einige Inhalte des Diskussionspapiers zusammengestellt.

 

Die Textilindustrie

Die Textilindustrie gilt als umweltschädliche Industrie, da sie die Umwelt entlang ihrer Wertschöpfungskette in vielfältiger Art vor allem durch den Einsatz von Chemie belastet.

Während die chemische Belastung von Böden und Gewässern, der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid sowie soziale Aspekte wie die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten bereits Gegenstand vieler Forschungsarbeiten sind, bleibt der Einsatz von Plastik entlang der textilen Supply Chain bislang weitestgehend unbeachtet.

 

Zunahme der Transporte und Verpackungen

Plastikabfälle, häufig in Form von Verpackungen, entstehen in der textilen Wertschöpfungskette primär, weil die empfindlichen Textilprodukte auf langen Transportwegen vor Umwelteinflüssen wie Schmutz und Schimmel geschützt werden müssen.

Als einer der ersten Industriezweige musste sich die deutsche Textilindustrie den Herausforderungen der Globalisierung stellen und hat seit den 1970er Jahren die Produktion ins kostengünstigere Ausland verlagert, zunächst nach Südeuropa, später nach Süd- und Ostasien, sodass die Länge der Transportwege und somit auch das Aufkommen von Plastikverpackungsabfällen erheblich zunahmen.

Mittlerweile stammen etwa 90% der in Deutschland gekauften Kleidung aus dem Ausland, vorwiegend aus China, Bangladesh und der Türkei, aber auch aus Indien, Kambodscha der Pakistan. Die Transportwege sowie deren Logistik haben daher eine entscheidende Bedeutung.

Aktuelle Trends, wie die zunehmende Verbreitung von „Fast Fashion“-Mode, verschärfen dabei die Komplexität textiler Supply Chains.

Im Jahr 2016 wurden in Deutschland pro Person durchschnittlich 60 Kleidungsstücke neu gekauft.

Da die Folien, die zum Transport der Textilien eingesetzt werden, nur einmalig verwendet werden, entsteht somit für jedes dieser Kleidungsstücke entlang der textilen Wertschöpfungskette eine große Menge an Plastikabfall.

 

Ein Großteil des Mülls ist nicht sichtbar

Besonders problematisch ist die Logistik, weil Konsument*innen oftmals diesen Abfall gar nicht zu Gesicht bekommen: Viele der für den Transport notwendigen Plastikverpackungen werden bereits von Logistikpartnern der dem Handel entfernt, bevor die Ware im Geschäft ausgelegt wird.

Aber auch schon vor oder während der Produktion selbst fällt viel Verpackungsmüll an, beispielsweise werden die Rohstoffe angeliefert (bspw. Garne oder Stoffe). Bei mehreren Veredelungsschritten entlang der Lieferkette (beispielsweise bügeln, färben, imprägnieren) werden Kleidungsstücke ausgepackt, aufbereitet und neu verpackt.

Bei vielen Textilien, bspw. Herrenoberhemden, die teilweise in Plastik verpackt beziehungsweise mit Verpackungselementen aus Kunststoff verkauft werden, deuten erste Untersuchungen bislang darauf hin, dass diese Sichtbarkeit von Verpackung keinen direkten Einfluss auf die Kaufentscheidung nimmt, sondern oftmals als gegeben hingenommen wird.

 

Hemden ausgepackt HandelDie Hemden liegen im Laden zwar unverpackt; allerdings wurden sie vor der Auslage ausgepackt.

 

Verbesserungspotenziale

Händler und Hersteller könnten den Plastikverbrauch in der textilen Wertschöpfungskette über ihre Sortimentsgestaltung steuern. Hersteller bestimmen die Anzahl an Kollektionen pro Jahr und haben folglich die Möglichkeit, Mode in Richtung zeitloserer und langlebiger Designs zu beeinflussen.

Ein weiterer einflussreicher Ansatz aus Perspektive von Industrie und Handel ist die Abstimmung von einzelnen Akteuren mit vor- und nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette. Eine Studie der Ellen MacArthur Foundation betont, dass eine Kooperation über verschiedene Akteure der Wertschöpfungskette hinweg notwendig sei, um einen Wandel der gesamten Industrie weg von einem linearen Produktlebenszyklus und hin zu einer Kreislaufwirtschaft der Ressourcenwiederverwendung anzustoßen.

Letztlich können Industrie und Handel über die Nutzung von Mehrwegverpackungen oder alternativer Kunststoffe die Menge an Plastikverpackungen in der textilen Lieferkette reduzieren.

 

Fazit der bisherigen Forschungsarbeit

In den bisherigen Untersuchungen zum Einsatz von Kunststoff und insbesondere Kunststoffverpackungen in der Textilindustrie im Zuge des vom BMBF geförderten Projekts VerPlaPoS konnte festgestellt werden, dass VerbraucherInnen hinsichtlich Verpackungen von Textilien entlang der Supply Chain relativ wenig Möglichkeiten haben, mit bewussten Kaufentscheidungen die Verpackungsmenge zu reduzieren.

Es wird deutlich, dass kein Akteur alleine Verantwortung für den Verpackungsmüll entlang der textilen Supply Chain übernehmen kann bzw. muss. Ein sinnvoller Ansatzpunkt zur Verringerung der Kunststoffverpackungen entlang der Wertschöpfungskette ist folglich ein besserer Austausch zwischen vor- und nachgelagerten Akteuren der Lieferkette sowie die zentrale Optimierung der Verpackungen in der Wertschöpfungskette.

Ein Großteil der angegebenen Texte stammt aus dem Diskussionspapier.

 

Plastikkleidung

Nicht berücksichtigt wurden die Waren selbst: Die meist genutzte Kunstfaser für Textilien ist Polyester. Sie hat inzwischen einen Anteil von über 60% der in Textilien eingesetzten Fasern. In der Umwelt werden diese Kunstfasern zum Problem, durch Waschvorgänge, Nutzung und Entsorgung entsteht Mikroplastik. Der Modellrechnung der IUCN zufolge machen ausgewaschene Fasern aus synthetischen Kleidungsstücken im Meer 35% des Mikroplastikeintrags aus. Europa und Zentralasien liegen dabei über dem globalen Mittelwert.
(2017, Quelle: Greenpeace)

 


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