Dr. Melanie Bergmann ist Meeresbiologin am Alfred-Wegener-Institut (AWI), dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Ein internationales Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll sei dringend nötig, meint die Expertin.

Jedes Jahr werden weltweit mehr als 460 Millionen Tonnen Plastik produziert. Davon landen zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen pro Jahr als Müll in Gewässern – das entspricht fast zwei Lkw-Ladungen pro Minute.

 

Melanie Bergmann
AWI-Biologin Dr. Melanie Bergmann (Foto: Kerstin Rolfes)

 

„Plastik in der Umwelt ist eine gesundheitliche Belastung für sehr viele Organismen in den Ozeanen, an Land und auch für uns Menschen. Wir gehen heute davon aus, dass weit über 13.000 verschiedene Chemikalien mit Plastik assoziiert sind. Rund ein Viertel davon wirkt nachgewiesenermaßen schädlich. Von den restlichen drei Vierteln wissen wir noch gar nicht, ob sie unbedenklich sind oder nicht. Eine aktuelle Studie schätzt, dass durch Plastik jährlich allein in Bezug auf den Menschen mindestens 250 Milliarden Dollar an Kosten für die öffentliche Gesundheit entstehen. Und die Schäden für die Ökosysteme – etwa durch Plastikmüll in den Ozeanen – sind so groß, dass wir sie kaum beziffern können.“

Im November tagten Vetreter:innen von rund 170 UN-Staaten in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, um über die Eindämmung des weltweiten Plastikmüll-Problems zu verhandeln. Die Ergebnisse seien allerdings sehr ernüchternd, erklärt Bergmann, die Positionen seien verhärtet.

Darüber hinaus ist der Lobbydruck noch stärker geworden: „Die Anzahl von Industrievertreter:innen allein aus dem fossilen und petrochemischen Sektor ist im Vergleich zur vorherigen Runde um 36% gestiegen und übertrifft nun die zusammengenommene Zahl der Verhandlungsführer:innen der G7-Länder“, so Bergmann.

Es bleibe zu hoffen, dass die Staaten nun informell weiterarbeiten und so den Weg für weiterführende Verhandlungen für 2024 in Ottawa ebnen.

Quelle: Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.